Cold-Case-Experten ermittelten monatelang. Am Montag legen sie ihren Bericht vor.
Am Montag wird die von vielen kultivierte Mehrtäter-Theorie im Fall Kampusch endgültig der Vergangenheit angehören. Mit über viermonatiger Verspätung wird am Montag die Arbeitsgruppe, bestehend aus amerikanischen FBI-Spezialisten, Experten des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA) und österreichischen Ermittlern, ihren Abschluss-Bericht im Fall Kampusch präsentieren. Die Ermittlungs-Ergebnisse im Detail:
Bereits 2006 wurden die ersten Vermutungen laut, dass Natascha Kampusch von mehreren Tätern entführt wurde und dass es sich möglicherweise um einen ganzen Kinderporno-Ring handeln könnte. Eine junge Zeugin, die die Entführung beobachtet hatte, sprach von zwei Tätern. Kampusch stritt dies immer ab: „Ich habe immer nur einen Täter gesehen!“
Die Untersuchung bestätigt jetzt die Aussagen von Natascha Kampusch: Es war ein Einzeltäter.
Zweites wichtiges Ergebnis: Ernst H., der Freund von Wolfgang Priklopil, hatte mit dem ganzen Entführungsfall nichts zu tun. Pech für ihn: Bei der Untersuchung wurden Ungereimtheiten bei dessen Steuererklärung gefunden – ein Verfahren eingeleitet (siehe unten)
Polizei-Pannen führten zu den vielen Gerüchten
Der deutsche BKA-Präsident Jörg Ziercke wird die Ermittlungsergebnisse am Montag dennoch öffentlich präsentieren. Die späte Präsentation hatte – wie
in ÖSTERREICH berichtet – damit zu tun, dass immer wieder „neue“ Beweismittel präsentiert wurden, die die Einzeltäter-Theorie ins Wanken bringen sollten. Was bleibt: Die Polizei hat nicht pannenfrei ermittelt – und damit offenbar die Gerüchte angekurbelt …
Anzeige gegen Priklopil-Freund wegen Betruges
Im Visier der Justiz soll Priklopils Freund Ernst H. stehen. Seit einer Woche liegt bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige gegen ihn wegen Betrugs vor. Konkret geht es um das Erbe von Priklopil. Beim Vergleich der Steuererklärungen von dem Entführer und Ernst H. sind die Ermittler auf Ungereimtheiten gestoßen.
Priklopil hatte vor seinem Tod Ernst H. einen Privatkredit gegeben. Nach dessen Tod hat Ernst H. aber diese Schulden in eine Forderung umgedreht. Er hat behauptet, dass Priklopil ihm 50.000 Euro schuldet und nicht umgekehrt, so Ö1. Diese Forderung wurde im Verlassenschaftsverfahren vom Bezirksgericht Korneuburg tatsächlich anerkannt. Eine offizielle Bestätigung steht aus, für Ernst H. gilt die Unschuldsvermutung.
((prj)) erstellt am 14. April 2013, 00:01
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