Die Kunstwelt jubelt über den Nazi-Schatz. Der Dieb aber ist untergetaucht.
Diese Entdeckung ist noch gewaltiger als vorerst angenommen: Wie die deutschen Behörden gestern erklärten, befinden sich unter den 1.406 bei Cornelius Gurlitt (80) gefundenen Werken sogar bisher völlig unbekannte Kunstschätze. Mit dabei: Ein Selbstporträt von Otto Dix und Gemälde von Henri Matisse und Marc Chagall. Und nicht nur Letzteres ist laut der Kunstexpertin Meike Hoffmann von „besonders hohem kunsthistorischen Wert“.
Nazi-Kunstschatz entdeckt
© StA Augsburg
Bernhard Kretschmar: "Straßenbahn", undatiertes Aquarell
Nazi-Kunstschatz entdeckt
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Wilhelm Lachnit: "Mann und Frau am Fenster", Aquarell, 1923
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Erich Fraaß: "Mutter und Kind", Aquarell, 1922
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Wilhelm Lachnit: "Mädchen am Tisch", Aquarell, 1923
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Otto Griebel: "Die Verschleierte", Aquarell, 1926
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Fritz Maskos: "Sinnende Frau", Druckgrafik, 1922
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Christoph Voll: "Sprengmeister Hantsch", Zeichnung, 1922
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Ludwig Godenschweg: "Weiblicher Akt", undatierte Druckgrafik
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Théodore Rousseau: "Vue de la vallée de la Seine", undatierte Zeichnung
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Ludwig Godenschweg: "Männliches Bildnis", undatierte Druckgrafik
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Christoph Voll: "Mönch", Aquarell, 1921
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Otto Griebel: "Kind am Tisch", undatiertes Aquarell
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Otto Dix: "Dame in der Loge", Aquarell, 1922
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Honoré Daumier: "Don Quichote und Sancho Panza", Gemälde, um 1865
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Eugène Delacroix: "Conversation mauresque sur une terrasse", undatierte Bleistiftzeichnung
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Auguste Rodin: "Etude de femme nue debout, les bras relevés, les mains croisées au-dessus de la tête", undatierte Zeichnung
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Otto Dix: "Dompteuse", Aquarell, 1922
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Bonaventura Genelli: "Männlicher Akt", undatierte Zeichnung
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Carl Spitzweg: "Das Klavierspiel", Zeichnung, um 1840
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Hans Christoph: "Paar", Aquarell, 1924
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Conrad Felixmüller: "Paar in Landschaft", Aquarell, 1924
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"Löwenbändiger", Max Beckmann, 1930, Gemälde aus Zandvoort, im Werkverzeichnis enthalten.
Nazi-Kunstschatz entdeckt
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Selbstbildnis rauchend, Otto Dix - bisher unbekannt, vermutlich um 1919. Damit ist es laut Kunst-Expertin Meike Hoffmann eines der ganz wenigen Werke, die Dix gleich nach dem Ersten Weltkrieg malte.
Nazi-Kunstschatz entdeckt
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Allegorische Szene, Marc Chagall. Gouache, nicht im Werkverzeichnis enthalten, Herkunft nicht eindeutig bestimmt.
Nazi-Kunstschatz entdeckt
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"Melancholisches Mädchen", Ernst Ludwig Kirchner. Farbholzschnitt mit Motiv eines Mädchens, Herkunft: Kunsthalle Mannheim. In dieser Farbigkeit war die Druckgrafik Kirchners bisher nicht bekannt.
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Farblithographie von Otto Dix, bislang unbekannt. Die Herkunft kann nicht eindeutig nachgewiesen werden. In der Sammlung sind mehrere Grafiken von Dix enthalten, die im Zuge der Aktion "Entartete Kunst" beschlagnahmt wurden.
Nazi-Kunstschatz entdeckt
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Sitzende Frau, Henri Matisse. Das Bild dürfte Mitte der 1920er Jahre entstanden sein. Es wurde 1942 vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg in einem Banktresor im französischen Libourne beschlagnahmt.
Nazi-Kunstschatz entdeckt
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Antonio Canaletto: "Sa. Giustina in Prà della Vale" in Padua, Druckgrafik, 1751/1800
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"Dorfmädchen mit Ziege", Gustav Courbet. Von dem Bild gibt es zwei Versionen, die beide im Werkverzeichnis deklariert sind. Das beschlagnahmte Bild wurde laut Hoffmann erst 1949 auf einer Auktion versteigert. Das Bild geriet also erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in die Sammlung Gurlitt.
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Max Liebermann: "Reiter am Strand", Gemälde, 1901
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Kunsthistorikerin Meike Hoffmann vor einem Gemälde aus der Sammlung
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Kunsthistorikerin Meike Hoffmann vor einem Gemälde aus der Sammlung
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Behörden schwiegen
monatelang über Fund
Aber auch wenn die Kunstwelt über den Jahrhundertfund jubelt: Beim Münchner Nazi-Schatz gibt es noch immer etliche offene Fragen:
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Wo ist Cornelius Gurlitt? Bisher fehlt von dem 80-Jährigen jede Spur. Weder in seiner Münchner Wohnung, noch in seinem Haus in Salzburg wohnt er derzeit. „Ich habe ihn zum letzten Mal vor zwei Jahren gesehen“, erklärt sein österreichischer Nachbar Helmut Ludescher im Gespräch mit ÖSTERREICH. Der Augsburger Staatsanwalt Reinhard Nemetz erklärt dazu: „Wir haben keinen Kontakt zu ihm, aber es gibt auch keinen Haftbefehl.“ Ist Gurlitt vielleicht sogar schon gestorben?
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Warum wurde der Kunstfund erst jetzt öffentlich? Schon im Februar 2012 wurde der Kunstschatz entdeckt, bis jetzt aber schwiegen die Behörden. Angebliche Begründung: Man wollte erst die Herkunft in Ruhe prüfen und dann an die Öffentlichkeit gehen. Haben die Behörden versucht, etwas zu vertuschen?
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Was passiert jetzt mit den Bildern? Derzeit ist das noch völlig unklar. Möglich, dass die Gemälde an die Bundesrepublik Deutschland gehen oder sogar in Gurlitts Besitz bleiben. „In jedem Fall wird es sehr schwer werden, die Besitzer zu ermitteln“, erklärt Eva Blimlinger, Rektorin der Wiener Akademie der bildenden Künste.
Warum wird Räuber-Haus nicht bewacht?
Vor mehr als 50 Jahren kaufte Cornelius Gurlitt das Haus in der Salzburger Carl-Storch-Straße und bisher weiß niemand, ob der heute 80-Jährige auch dort Kunstschätze versteckt hat. Was allerdings klar ist: Das marode Einfamilienhaus mit den heruntergelassenen Rollläden wurde bisher weder von der Polizei durchsucht, noch derzeit besonders vor Dieben geschützt.
Keine Maßnahmen. Auf ÖSTERREICH-Anfrage heißt es von der Landesdirektion Salzburg: „Es gibt kein Rechtshilfeersuchen aus Deutschland. Wir sehen keinen Grund für besondere Maßnahmen.“
D. Müllejans
erstellt am 05. November 2013, 23:42
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